Besuch bei Effie Briest

Nach der Aufführung von „Effie Briest“ am Braunschweiger Staatstheaters 2016 besuchten die Schauspielhausfreunde Hannover ( GFS ) das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. Wir waren gespannt, wie Barbara Bürk und Clemens Sienknecht den großen Roman von Theodor Fontane inszeniert haben. Wir waren neugierig, warum diese Aufführung zum Berliner Theatertreffen 2016 eingeladen worden war und auch den Hamburger Theaterpreis gewonnen hatte. Schon die Ankündigung des Theaterstücks: “ Effie Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“ weist auf eine besondere Umsetzung des Romaninhalts hin.

Von Barbara Bürk, die auch am Schauspiel Hannover sehr erfolgreich Regie führt,   herzlich begrüßt, erfahren wir in ihrer Einführung zu dem Theaterabend, wie sie mit Clemens Sienknecht und dem Ensemble die Ideen zu diesem Stück über die Musik entwickelten und erst in den letzten Probenwochen Fontanes Text in Ausschnitten hinzufügten.

Effie Briest ist eine Art Radioshow mit viel Live-Musik ( tolle Gesangseinlagen! ), Werbesprüchen und Slapsticks. Sie baut auch geschickt mit kratzender Nadel die Stimme von Gerd Westphals Lesung auf Schallplatte  in die Handlung ein. Alles spielt auf der Bühne in einem dicht aufgebautem Tonstudio.

Ein sarkastisch, musikalisches, gesanglich umwerfendes Feuerwerk an Einfällen.          „Eine geniale Unterhaltungsshow … Das wirklich Erstaunliche an der Verhohnepiplung ist, dass Geschichte, Konflikte, Stimmungen dieses protestantischen Unliebesromans von Fontane vollkommen sicher getroffen werden.“ ( Süddeutsche Zeitung vom 22.09.2015 ).

Mit Effie Briest entstand eine Trilogie von Stücken, die Barbara Bürk und Clemens Sienknecht zu den berühmtesten Seitensprüngen bzw Ehebrecherinnen der Weltliteratur zählen und sie deshalb für ihre Inszenierungen ausgewählt haben. Nämlich auch „Madame Bovary“, derzeit als heiteres „Mixtape für Literaturnerds“        ( HAZ vom 19.09.2016 ) im Repertoire des Schauspiel Hannover und aktuell  „Anna Karenina“, am 11.11.2017 am Deutschen Schauspielhaus mit großem Erfolg uraufgeführt.

Versäumen Sie diese Aufführungen nicht!  Vielleicht folgt noch mehr Weltliteratur aus diesem quicklebendigen „Tonstudio“.

 

Szenenfoto zu „Effie Briest“ von Matthias Horn: von links Michael Wittenborn, Clemens Sienknecht, Markus John,Ute Hannig und York Dippe

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